Warum wir aufhören sollten, Verstorbene loslassen zu wollen (und was stattdessen hilft)

„Du musst auch mal loslassen“ – diesen Satz hören die Angehörigen von verstorbenen Menschen recht oft. Loslassen, um das eigene Leben neu ausrichten zu können. Das ist Blödsinn. Denn viel tröstlicher als das Loslassen ist das Verbundensein – und das zeigt auch die Trauerforschung.

Continuing Bonding: innerlich mit dem Verstorbenen verbunden bleiben

Viele traditionelle Trauermodelle setzen auf das Loslassen im Trauerprozess: „erfolgreich“ sei demnach Trauerarbeit erst dann, wenn sich der Hinterbliebene emotional vom Verstorbenen losgelöst habe. Nur so könne sich der Hinterbliebene wieder mit neuen Lebenszielen beschäftigen oder neue Beziehungen eingehen.

Für viele Trauernde ist dieser Anspruch des Loslassens wahnsinnig schmerzvoll und fühlt sich so an, als ob die verstorbene Person keinen Platz mehr im Leben des Hinterbliebenen bekommen soll.

Seit Ende der 1980er Jahre wird dieser Ansatz aber in Frage gestellt; denn viele Menschen empfinden es als heilsam, die Beziehung zum Verstorbenen auch über den Tod hinaus beizubehalten. Das hat auch die Trauerforschung bzw. Trauerpsychologie erkannt. Diese innere Verbundenheit aufrechtzuerhalten ist der Fokus des Trauermodells Continuing Bonding.

Es ist ein beziehungsbasiertes Modell. Das bedeutet, es geht um das Wir. Die meisten Erfahrungen, die wir im Alltag machen, sind Wir-Erfahrungen. Wir Menschen sind beziehungsbezogene Menschen, wir leben in Beziehungen mit anderen Menschen – mal mehr oder weniger intensiv.

Identität wächst aus der Beziehung mit anderen

Diese Beziehungen haben eine Auswirkung auf unsere eigene Identität, denn andere Menschen prägen uns und unser Sein. Zurecht fragen Hinterbliebene nach dem Tod eines geliebten Menschen: „Wer bin ich ohne Dich?“. Je intensiver und enger die Beziehung zum Verstorbenen ist, desto wichtiger ist sie für unsere Identität und desto schmerzlicher ist der Verlust.

Wenn ein geliebter Mensch stirbt, dann müssen wir erst lernen, mit dem Verlust umzugehen. Wir müssen lernen, wie wir ohne diesen Menschen weiterleben können. Das ist eine Mammutaufgabe.

Denn mit dem Tod eines geliebten Menschen stirbt auch die gemeinsame Zukunft oder vielmehr die Idee einer gemeinsamen Zukunft mit allen Träumen, Wünschen und Plänen. Je konkreter dieses Zukunftsbild in unserer Vorstellung ist, desto schlimmer ist der Verlust für uns. Unser Leben verändert sich. Die Ohnmacht über diese Veränderung macht uns zu schaffen.

Die Beziehung zu einem anderen Menschen – wenn sie positiv und bedeutsam ist – gibt uns ein Gefühl von Sicherheit. Liebevolle Zuwendung, Zusammengehörigkeit, Nähe – all das lässt uns ruhiger werden und uns sicher fühlen. Genau diese Gefühle sollen beim Continuing Bonding bei der Trauerarbeit helfen, den Verlust zu verarbeiten. Es ist ganz wichtig, dass der Hinterbliebene den Tod der geliebten Person annimmt und eben nicht verdrängt oder gar verleugnet. Nur dann kann sich die innere Beziehung zum Verstorbenen auch über den Tod hinaus entwickeln und tröstlich sein. Der Verstorbene bleibt ein Teil des eigenen Ich – und dieses Gefühl tut uns gut.

Wege, um die Verbindung aufrecht zu erhalten

Die Trauerforschung beschäftigt sich mit der Frage, welche Ausdrucksformen diese Verbindung im Kontext von Continuing Bonding annehmen kann. Wie gelingt das?

  • Besuchen Sie gemeinsam mit Familie und Freunden Orte, die Sie die Verbindung zur verstorbenen Person spüren lassen. Das kann eine Parkbank sein, das Lieblingscafé, ein Urlaubsort oder eben auch das Grab.
  • Tragen Sie einen Gegenstand bei sich, der Sie an den Verstorbenen erinnert. Das kann ein Schlüsselanhänger sein oder ein kleiner Talisman, aber auch ein Foto im Geldbeutel oder ein Schmuckstück, das Sie tragen. Bei Gegenständen stehen die Hinterbliebenen oft vor der Herausforderung: was darf oder soll ich weggeben und was behalte ich? Viele Angehörige entscheiden sich auch bewusst gegen einen Gegenstand, da es ihnen (noch) zu schwer fällt, die Wirklichkeit des Verlusts anzunehmen
  • Schauen Sie sich Fotos an, sprechen Sie mit Freunden und Familie über den Verstorbenen, besuchen Sie gemeinsam das Grab. All das trägt dazu bei, dass die verstorbene Person in das Hier und Jetzt integriert wird – auch wenn er oder sie nicht mehr physisch da ist, die innere Verbindung wird auf diese Weise gestärkt. Dem Hinterbliebenen tut es gut zu wissen, dass andere Menschen an die geliebte Person denken und die Erinnerung aufrechterhalten.
  • Erzählen! Erzählen Sie von gemeinsamen Erlebnissen, erzählen Sie die Geschichte des Verstorbenen, erzählen Sie, worüber Sie zusammen gelacht, diskutiert oder geplaudert haben. Im Erzählen findet Gedenken statt. “Gedenken bedeutet, Nein zu sagen zum Vergessen. Wer gedenkt, lebt nicht nur in einer Welt und nicht nur in einer Zeit. Gedenken bewirkt, dass die Vergangenheit den Lauf der Zukunft formen kann. Wer gedenkt, der anerkennt, dass die Zeit Spuren hinterlässt und alle Ereignisse miteinander zusammenhängen“, zitiert Diana Staudacher in ihrem Aufsatz den Schriftsteller Elie Wiesel.

Spuren im Herzen

Dieses Gedenken geht weit über das bloße Erinnern hinaus, denn es geht beim Gedenken um genau dieses Wir: alles, was die Erinnerung an einen Mensch ausmacht, hat mit uns selbst zu tun – es geht also um uns selbst: wer wir sind, was wir erlebt, durchlebt haben und wie der verstorbene Mensch uns in unserem Sein geprägt hat. Das Gedenken ist ein tiefer Ausdruck von Liebe: wir wollen den Verstorbenen nicht aufgeben, auch wenn er nicht mehr vor uns steht. Wir bleiben ihm oder ihr treu – auch über den Tod hinaus.

Und darum geht es mir auch in meinen Trauerreden. Meine Trauerfeiern stehen ganz im Zeichen des Lebens. Ich will nicht nur reden, sondern erzählen, damit Sie gedenken und eine tiefe Verbundenheit spüren. Damit Sie Kraft finden und Sicherheit empfinden.

Sie müssen nicht loslassen. Sie dürfen in Verbindung bleiben.

Quellen:
In diesem Blogbeitrag habe ich mich auf den Aufsatz „Continuing Bonds“ – ein beziehungsbasiertes Trauer-Modell von Dr. Diana Staudacher bezogen, erschienen im Magazin pflegen Palliativ Trauern Ausgabe Nr. 54/2022 sowie auf den Aufsatz von Heidi Müller und Hildegard Willmann: Über den Tod hinaus Vom Lösen und Fortsetzen der Bindung zum Verstorbenen
Kommentare
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Es ist nun Fast 7 Jahren das mein Große Liebe gestorben ist . Sie hat mir Wunderbare kinder g Eschenkt und 15 wertvolle schöne Jahren- sie war ein liebe s Wesen und ich vermisse Ihr Jede r Tag . Woh ich gehe und Stehe ist Sie immer anwesend ( Nicht da, aber trotzdem da. Warum soll ich los lassen wenn sie ein meine Herzen so tief verankert ist. Ein Menschen ist erst dann gestorben wenn keien mehr an Sie Denkt. Jeder minute die wir zusammen waren war schön und Diese großsrtige liebe hat unser schwarze vergangenheit einschließlich sämtliche krankheiten in den mülleimer gekehrt und uns glücklich Gemacht . Wie um gottes willen kann mann sowas los lassen ich schaffe das nicht . gruß wim

Hallo Wim, es tut mir leid, dass Sie so einen wertvollen Menschen verloren haben. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie Ihnen neben all der Trauer und dem Schmerz die Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit ein Wenig Trost schenkt. Die Trauer geht nicht weg, sie verändert sich nur. Geben Sie sich weiterhin Zeit. Alles Gute!

ES IST ALS OB FREMDE MANCHMAL EINEM AUS DER SEELE SPRECHEN.

ICH DENKE ICH BIN GANZ STARK, DASS ICH MIT MEINEM VERLUST KLARKOMME UND DOCH DENKE ICH MANCHMAL MÜSSTE ICH MEHR TRAUERN. ES IST EIN HIN UND HER UND AN SO MANCHEN TAGEN WILL MAN LIEBER LOSLASSEN KÖNNEN, WEIL ES SO SEHR SCHMERZT.

ICH HAB MEINE GELIEBTE MAMA MIT NUR 61JAHREN IN KÜRZESTER ZEIT, VIELLEICHT 2 WOCHEN ABSOLUT ABBAUEN SEHEN. VOR 3 JAHREN CA. HATTE SIE NOCH IHRE DARMKREBSERKRANKUNG UND DIESE ÜBERSTANDEN MIT ALLEM DRUM UND DRAN. CHEMO UND BESTRAHLUNG. WIE GLÜCKLICH SIE WAR. UND WIE WIR NIE DAMIT GERECHNET HABEN DASS UNS WAS NEUES EINHOLT UND VOR ALLEM SIE.

2023 WAR UNSER HORRORJAHR. WIE HÄTTEN WIR NUR WISSEN KÖNNEN, DASS WIR MAMA SO SCHNELL VERLIEREN AN KNOCHENKREBS??! (OSTEOSARKOM BECKENBEREICH – GROSSER TUMOR). SIE IST AM 16.06.23 VERSTORBEN. ICH WEISS DASS SIE NICHT STERBEN WOLLTE; SIE HAT SO GEWEINT.
SIE WAR SCHON IMMER SEHR SCHLANK UND FIT UND HAT SICH BEWUSST ERNÄHRT, NICHT GERAUCHT, KEINE SUBSTANZEN GENOMMEN, KEIN ALKOHOL.
SIE HAT BEWUSST GELEBT UND VOR ALLEM WEIL SIE GERLERNTE KRANKENSCHWESTER WAR.

DAS LEBEN IST MEIST SEHR UNFAIR ZU DENEN DIE VERSUCHEN ALLES RICHTIG ZU MACHEN.
JETZT STEH ICH DA MIT 31 JAHREN UND BIN SCHWANGER UND KANN IHR NICHT SAGEN, DASS ICH EIN KLEINES MÄDCHEN ERWARTE. DAS IST DAS SCHLIMMSTE, DASS WIR NICHTS ZUSAMMEN ERLEBEN KÖNNEN, WAS WIR UNS BEIDE NOCH SO SEHR VORGENOMMEN UND GEWÜNSCHT HABEN.

ES IST DAS ERSTE MAL DASS ICH ETWAS BEREUE. NICHT IN IHREM BEISEIN GEHEIRATET ZU HABEN BEISPIELSWEISE. ES ZERREIST MIR DAS HERZ , WEIL ICH WEIß DASS SIE SICH SO SEHR GEFREUT HÄTTE MICH ZU SEHEN.

AUF DER ANDEREN SEITE WEIß ICH , DASS WENN SIE NOCH LEBEN MÜSSTE , MIT DIESER ERKRANKUNG, DASS SIE LEIDEN WÜRDE. ICH WÜRDE DAS AUCH NICHT WOLLEN.
UMSO SCHWERER IST ES , DIE TATSACHE DASS SIE NICHT MEHR UNTER UNS IST, ZU AKTZEPTIEREN.
ES IST EIN LERNPROZESS.
VIELLEICHT HIFLT ES ANDEREN GENAU EINE ERINNERUNG ZU BESITZEN. WAS MIR NOCH AM MEISTEN GEBLIEBEN IST VON IHR.
ICH HAB NOCH WENIGSTENS RECHTZEITIG EINEN HAND GIPSABDRUCK MIT IHR MACHEN KÖNNEN.
DAMIT HAB ICH EINES DER SCHÖNSTEN ERINNERUNGEN AN SIE. UND ES IST SO PERSÖNLICH.
MAN KANN IHR HAND HALTEN WIE MAN ES KURZ VOR DEM TODE TAT.

MEINE MAMA WAR NICHT NUR MEINE MAMA, SIE WAR AUCH MEINE BESTE FREUNDIN. ICH BEHALTE SIE IN MEINEM HERZEN EWIG!

Liebe Anni, danke, dass Sie Ihre Gedanken hier teilen. Ich glaube, viele Menschen erleben eine ganz ähnliche Situation wie Sie und können von Herzen nachempfinden wie es Ihnen geht. Sie sind nicht allein. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schmerzhaft und fast schon unerträglich es ist, einen geliebten Menschen an eine Krankheit zu verlieren. Ich wünsche Ihnen ganz viel Stärke und Zuversicht auf Ihrem Weg. Auch wenn der Verlust weh tut -und er wird und darf lange weh tun – die Verbundenheit zu Ihrer Mama bleibt. Und das ist ganz wertvoll.

geheiratet haben wir im März dieses Jahres.gestorben ist meine Frau am 17.9. innerhalb von 3 Tagen habe ich in tunesien ihren Verfall gesehen.. sie hat sich so auf diesen urlaub gefreut, es ging ihr so gut und dann konnte ich sie noch nach Hause ausfliegen lassen, es war mir nicht bewusst dass ich sie zwei Tage vor ihrem Tod das letzte Mal sehen sollte..ich konnte sie im spital in wien nicht mehr sehen, sie war grade angekommen und würde VERSORGT, ich war doch da und konnte doch nicht zu ihr. Am nächsten Tag blieb mir nur noch die verabschiedung von meiner veratorbenen frau.. ich vermisse sie so wahnsinnig, ich weiss in MIr ist noch ein Teil von ihr und mit ihr ist ein Teil von mir gegangen. Ich fühle mich so wahnsinnig einsam und alleine, alles erinnert an sie und irgendwie schwindet auch die Erinnerung.ihre Fotos werden mir eigenartig fremd und doch ist sie mir so nah und es ist noch immer nicht zu glauben… ich will sie gar nicht loslassen, ich möchte sie freilassen und doch immer bei mir wissen..weiss aber genau, dass sie nicht mehr da ist. Wir wollten doch alles gemeinsam schaffen, wie soll ich jetzt alles alleine schaffen..Und wieso bin ich nicht bei ihr geblieben, wieso hab ich sie nicht nochmal umarmt,..so VIELe gedanken..
Es tut mir leid, ein sehr langer Kommentar, aber der Gedanke innerlich verbunden zu bleiben ist sehr tröstlich und ich würde mit wünschen, dies auch zu erreichen. Danke für diese schönen worte, liebe Grüße alexandra

Liebe Alexandra, mir ist es fast zur gleichen Zeit mit meinem Lebensgefährten ähnlich ergangen.Ich kann ihr starkes gefühl der einsamkeit und des verlorenseins genau verstehen, da ich dasgleiche durchlebe. Ich kann kaum an orte gehen, die mein lebensgefährte und ich aufgesucht haben ohne in tränen auszubrechen. ich kann kaum filme sehen oder musik hören, die eine bedeutung für uns hatten.Es ist jedoch sehr hilfreich zu erfahren, dass andere Menschen mit einem ähnlichen schicksal konfrontiert sind, da man dann auf einer energetischen ebene nicht allein ist, obwohl man sich gar nicht kennt.ich glaube es ist gut in liebe mit den verstorbenen verbunden zu bleiben. ich wünsche ihnen viel trost und menschen, die in der lage sind die last der trauer zu verstehen und vielleicht etwas davon abzunehmen. mit freundlichem gruß

Liebe Alexandra,
ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, welchen Schmerz Sie durchleiden. Es tut mir unheimlich leid und ich möchte Ihnen meine aufrichtige Anteilnahme aussprechen.
Es ist völlig normal: dass Ihnen Ihre Frau auf Bildern fremd vorkommt, dass Sie sich gleichzeitig auch nahe fühlen, dass das alles einfach so unwirklich scheint. Versuchen Sie einfach, alles anzunehmen – die Trauer, den Schmerz, die Wut, das Vermissen, die Hilflosigkeit, die Ohnmacht und die Ungewissheit über das “Was wäre gewesen, wenn…”. Sie müssen Ihre Frau nicht loslassen – frei lassen ist ein guter Ausdruck für das Verstehen, dass sich alles geändert hat, ohne dass Sie das so wollten. Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie Ihrer Frau in Ihrem Zuhause einen Ort geben, wo sie “bleiben” darf, auch sichtbar bleiben darf: mit Fotos, mit kleinen Andenken, mit persönlichen Gegenständen, die Sie verbinden. Trauen Sie sich auch, ins Gespräch mit Ihrer Frau zu gehen, das hilft vielen Angehörigen. Es hilft, Gedanken auszusprechen und Fragen zu stellen, auch wenn Sie wissen, dass Sie keine Antwort erwarten dürfen. Ich bin mir sicher, Sie bleiben mit Ihrer Frau verbunden. Auch wenn sie nicht mehr erlebt, was Sie jetzt und in Zukunft erleben, Sie beide bleiben verbunden. Die Liebe ist stark, vertrauen Sie darauf.
Von Herzen wünsche ich Ihnen alles Gute!

Hallo!
es berührt mich, wie ihr alle si frei erzählt, da kommen mir die Tränen.
Ich bin so sensibel, wie meine mutti einmal war. ich habe mit 31 meine mutti verloren wir waren einander ein und alles.8 jahre später meinen papa.
und meine schwester ust ausgewandert.
wenn ich nachhause komme, fühl ich mich immer so einsam.
ich versuche das, mit telefonieren und freundonnen treffen, aber das ist immer so kurzfristig.
ich habe mir auch schon vorgenommen, eine autobiografie zu schreiben.das buch dazu hab ich schon.
ich muss ja froh sein, ich bin gesund, habe einen lieben sohn und einen mann. viele haben nicht mal das. bin s
eit meinem.sohn wegen angeschlagener gesundheit nur mehr in teilzeit.
das arbeiten macht mir noch immer SPAß und ich lese gerne.
Gehe zu einer kunstausbildung.
ich bin ein sehr künstlerischer typ.
ich würde sogerne eine gruppe fonden zum austausch…….

Liebe Karin,
danke für Ihren Kommentar. Es ist schön zu lesen, dass Sie – trotz aller Herausforderungen, Verluste und manch einsamer Stunden – immer wieder Wege finden, neue Kraft zu tanken. Und es ist schön zu lesen, dass Sie Spaß an Ihrer Arbeit haben und sich für die Kunst begeistern. Es ist bestimmt nicht immer leicht, diesen Mut und die Energie aufzubringen und einfach weiterzumachen, sich vielleicht auch auf Neues einzulassen und nicht aufzugeben.
Wegen Ihres Wunsches nach Austausch: es gibt immer wieder offene Trauercafes, meist monatlich organisiert, zu denen jede:r herzlich eingeladen ist. Bestimmt finden Sie auch eines in Ihrer Nähe. Hilfreich können aber auch feste Trauergruppen sein, die sich beispielsweise regelmäßig zum Spaziergang treffen oder für einen bestimmten Zeitraum regelmäßig zum Austausch treffen. In diesen Gruppen – auch in den Trauercafes – darf übrigens auch gelacht werden. Auch wenn jeder und jeder mit seiner Trauer selbst umzugehen lernen muss, in der Gruppe fällt es vielen dann doch etwas leichter. Schauen Sie doch einfach mal, ob es eine solche Gruppe in Ihrer Nähe gibt.
Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute.

Mein Mann ist am 15.11.2020 verstorben. Ich vermisse ihn jeden Tag. Am schlimmsten sind aber der Oktober /November und Dezember. Heute war ich in der Kirche und habe eine Kerze für ihn angezündet. 17 Jahre waren wir zusammen. An meinem 32. Geburtstag wurde ich witwe. Unsere Tochter sieht aus wie er. Ein und dasselbe Lächeln. Wahnsinn diese ähnlichkeit. Ich würd ihn so gern umarmen.

Liebe Victoria,
ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie es Ihnen geht. Gerade die dunkle Jahreszeit ist eine echte Herausforderung für trauernde Menschen. Sie sind nicht allein. Ich kann Sie nur darin bestärken, ganz bewusst an Ihren Mann zu denken und eventuell Rituale zu etablieren, durch die Sie ihn einbeziehen – wie heute das Anzünden der Kerze. Ohne Frage, es ist und bleibt unfassbar schwer. Was gibt Ihnen Kraft? Was lässt Sie hoffen und mit welchen Beschäftigungen haben Sie das Gefühl, ins Machen zu kommen und der Ohnmacht zu entkommen? Ich bin mir sicher, Sie haben Ihre ganz persönlichen Kraftquellen, auch wenn die manchmal nicht übersprudeln, aber sie sind da. Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute.

Ich habe im Januar diesen Jahres meinen Papa ganu plötzlich verloren. Er ist einfach umgefallen und ist jetzt nicht mehr bei uns. er wollte nie jemandem zur last fallen. wir hatten auch nicht immer gute zeiten, doch die letzen 10 jahre (seit meine mamma verstorben ist) waren zwischen uns richtig gut. wir haben einen weg gefunden frieden zu schließen. die letzen 9 monate hat er mit bei uns im ort gewohnt. wir haben fast alles zusammen gemacht und erledigt. bedeutet für mich jetzt auch, dass ich überall eine verbindung zu meinem papa habe. im moment macht mich das immer sehr trautig, es tut einfach nur unglaublich weh. auch wenn schon 3 Monate vergangen sind. immer wiedr muss ich die erfahrung machen, dass es wenig verständnis für die trauer nach der beerdigung gibt. die ist rum, dann muss du wieder funktionieren. das geht jedoch nur bis zu einem gewissen punkt. ich soll mir zeit nehmen zum trauen, aber nicht zuviel zeit. ich mache das bestimmt ganz anders und besser. lass deinen papa endlich los, und werde wieder normal. usw. usw. das verletzt mich. Statt dessen rede ich dann gar nicht mehr und ziehe mich noch mehr in mein schneckenhaus zurück. Das thema tod und trauer ist für die meisten menschen eine situation mit der sie schlecht bis gar nicht umgehen können, verletzen einen dann auch aus unwissenheit.
letzten samstag waren mein Mann und ich zu einem 60.ten geburtstag eingeladen. ich dachte es sei eine gute Idee dort mal hinzugehen, abstand gewinnen, etwas anderes zu hören und zu sehen. Es war nicht meine party. ich wäre am liebsten eine halbe stunde später schon wieder nach haus gefahren. Mein mann hatte allerdings so einen spaß, dass ich mich regelrecht durchgebissen habe. es wollte sich dadurch auch niemand so wirklich mit mir trauerklos unterhalten 🙁 kann ich auch verstehen. Ich kann / konnte da jedoch nicht aus meiner haut heraus.

Liebe Beate, es tut mir sehr leid, dass Sie Ihren Papa verloren haben. Es ist vollkommen in Ordnung, dass Sie drei Monate nach der Beerdigung Ihres Vaters noch trauern. Es ist vollkommen in Ordnung, dass Sie so lange trauern wie Sie trauern wollen oder können. Sie haben schließlich einen sehr wertvollen Mensch in Ihrem Leben verloren. Für Sie gibt es kein Zurück wie es sich der ein oder andere in Ihrem Umfeld vielleicht wünscht; stattdessen müssen Sie gerade Ihren Alltag neu ordnen, immer dann, wenn Ihnen bewusst wird, dass Ihr Papa gerade ganz arg fehlt. Und neu zu ordnen, das dauert und das darf dauern. Ich kann Sie nur ermutigen, dass Sie Ihrer Trauer Raum geben. Ihr Verlust tut weh wie eine Wunde, die langsam heilen darf und irgendwann als Narbe für den Rest Ihres Lebens sichtbar bleiben wird – und auch soll. Es ist wichtig zu realisieren, dass Ihr Vater nicht mehr da ist, und gleichzeitig dürfen Sie die emotionale Verbundenheit aufrecht erhalten: schreiben Sie ihm einen Brief, besuchen Sie das Grab, tragen Sie ein kleines Erinnerungsstück bei sich, geben Sie ihm einen Raum in Ihrem Zuhause, wo Sie ganz bewusst an ihn denken und sich an die schönen gemeinsamen Momente erinnern. Es ist ein Balanceakt, keine Frage. Und ich denke, die Erfahrungen, die Sie gerade machen, die helfen Ihnen auch, Ihren ganz persönlichen Weg zu finden, mit Ihrer Trauer umzugehen. Geben Sie sich Zeit. Alles Liebe

Bei mi han es sich um einen Hund. Ist aber TROTZDEM sehr Schmerzhaft

Es tut mir sehr leid, dass Sie Ihren Hund verloren haben. Jeder Verlust tut weh, vor allem wenn wir von einem Wegbegleiter (ob auf zwei oder vier Beinen) Abschied nehmen müssen. Eine(r) fehlt – sichtbar, spürbar und schmerzlich. Der Alltag ist ein anderer, das Leben ist ein anderes. Mit dieser ungewollten Veränderung zurechtzukommen braucht viel Zeit und Geduld mit sich selbst. Und es braucht Kraft, der Trauer immer wieder einen Raum geben zu können. Bewahren Sie die Erinnerungen wie einen kostbaren Schatz im Herzen. Ich wünsche Ihnen alles Gute.

Hallo,

meine liebe Ehefrau ist mir leider Gottes am 10.08.22 ver storben und komme immer noch schlechtmit der Situation zurecht.
Ständig und überall werde ich aufgefordert das alte Leben loszulassen.
Kann es aber nicht, warum auch.

Peter

Lieber Peter,
es tut mir leid, dass Sie Ihre Frau verloren haben. Es ist “normal”, dass es Ihnen nicht gut geht. Ihr Leben hat sich komplett verändert, der Alltag ist ein anderer – und das haben sie sich nicht ausgesucht, diese Veränderung ist einfach über Sie hereingebrochen. Und sich in diesem neuen, fremden Leben zurechtzufinden, den eigenen Platz zu finden, das dauert einfach. Und das darf auch dauern, weil es wahnsinnig viel Kraft erfordert. Nehmen Sie sich die Zeit, trauern Sie und geben Sie nicht auf. Schritt für Schritt.
Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute

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