Kondolenz-Knigge: Wie Sie angemessen und aufrichtig Mitgefühl zeigen

Mitgefühl auszudrücken, wenn Trauer und Tod jedes Wort rauben, kann sehr schwer sein. Schwer, weil der Ausdruck des Mitgefühls eine Auseinandersetzung mit dem Tod bedeutet und damit auch unweigerlich mit der eigenen Endlichkeit. Kondolieren – wenn es denn ehrlich und ernstgemeint ist – erfordert Stärke, spendet den Angehörigen aber gleichzeitig Trost und Beistand.

Entscheidend ist dabei immer die eigene Beziehung zur verstorbenen Person und den Angehörigen, egal, ob man mündlich oder schriftlich sein Mitgefühl zum Ausdruck bringt.

Schriftlich: die Trauerkarte oder der Kondolenzbrief

Die schriftliche Anteilnahme ist nicht nur bei räumlicher Distanz eine Option, sein Mitgefühl auszudrücken. Beim Schreiben nehmen Sie sich die Zeit, die passenden Worte zu finden und so dem Verstorbenen gedanklich zu begegnen. Diese Auseinandersetzung ist wichtig, um möglichst persönliche Worte zu wählen, die von Herzen kommen und nicht von der Stange.

Achten Sie darauf, die Situation nicht zu relativieren, zu beschönigen oder zu beurteilen. Verzichten Sie im Zweifel auch auf religiöse Formulierungen oder Bibelzitate. Auch das herzliche Beileid ist herzlich ungeeignet, um echte Anteilnahme auszudrücken. Es ist eine Floskel, die den Trauernden keinen Trost spendet. Stattdessen schreiben Sie über Ihre Betroffenheit, würdigen Sie den oder Verstorbene/n und Ihre persönliche Beziehung zueinander und teilen Sie den Angehörigen einen Wunsch mit oder Ihr Angebot zur Hilfe und zum Beistand.

Auf schönes Papier und handgeschriebene Worte achten

Es muss nicht der Füllfederhalter sein, aber ein hochwertiger Fineliner oder Kugelschreiber ohne Schmiergefahr sind auf jeden Fall angemessen, um Ihre Worte zu Papier zu bringen. Schreiben Sie auf jeden Fall mit der Hand, wenn es Ihnen möglich ist, und verzichten Sie auf einen am PC geschriebenen Ausdruck. Bei Trauerkarten ist der schwarze Rand tabu – diese Form der Karte ist den Angehörigen vorbehalten

Mündlich: Anruf, Kondolenzbesuch und Anteilnahme bei der Beerdigung

Wenn Sie dem oder der Verstorbenen oder auch den Angehörigen nahe standen, dann sollten Sie persönlich ihr Mitgefühl aussprechen. Wenn Sie sich für einen Anruf entscheiden, dann gehen Sie besonders behutsam und empathisch mit den trauernden Angehörigen um. Meistens wünschen sich die Trauernden einfach jemanden, der zuhört – ohne zu urteilen. Reagieren Sie auf das Gesagte, indem Sie die Trauer des anderen aushalten und Ihre eigene Trauer ausdrücken. In diesen Gesprächen müssen Sie nicht aufheitern, sondern aushalten. Worte wie „Ich bin tief traurig“, „Ich vermisse sie/ihn sehr“, „Es tut mir wirklich sehr leid“ oder „Ich fühle mit Dir“ können Trost spenden. Und auch wenn Sie nichts sagen wollen oder können: Zugewandtes Zuhören genügt. Bieten Sie auch Beistand und Unterstützen an, indem Sie die trauernde Person fragen, ob Sie vorbeikommen sollen oder beim Trauergespräch dabei sein sollen.

Persönliche Worte nach der Trauerfeier finden

Auch nach der Trauerfeier bzw. Beerdigung können Sie das persönliche Gespräch suchen: erzählen Sie davon, wie Sie die Trauerfeier erlebt haben, was Sie besonders schön fanden oder woran Sie sich gerne erinnern, wenn Sie an den Verstorbenen denken. Die trauernden Angehörigen können sich oft kaum an die Feier und das Gesagte erinnern, weil sie die Situation als äußerst schwierig empfinden. Indem Sie erzählen, spenden Sie Trost und drücken Ihre Wertschätzung aus.

Anteilnahme zeigt man, man muss sie nicht immer aussprechen.

Vor allem am Grab braucht es nicht immer viele Worte. Umarmen Sie die trauernden Angehörigen, halten Sie ihre Hand oder Hände, legen Sie Ihre Hand auf die Schulter – zeigen Sie, dass Sie da sind.

Berücksichtigen Sie aber auch, wenn die trauernden Angehörigen keine Beileidsbekundung am Grab wünscht. Dieser Wunsch steht meist in der Traueranzeige. Alternativ signalisieren die Angehörigen Abstand, indem sie sich nach der Beisetzung vom Grab weg bewegen. Dann gehen Sie nicht hinterher, sondern respektieren Sie den Wunsch nach Distanz.

Ein Tipp zum Schluss: Überlegen Sie sich, aus welchem Grund Sie an der Trauerfeier bzw. Beerdigung teilnehmen: möchten Sie sich in erster Linie verabschieden oder ist es Ihnen wichtiger, den Angehörigen Trost zu spenden und Beistand zu leisten? Wenn Sie sich darüber Gedanken machen, wird es Ihnen leichter fallen, die richtigen und vor allem aufrichtige Worte zu finden.

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