Was schenk’ ich bloß? Die Frage ist dann besonders knifflig, wenn man einem Menschen in Trauer eine kleine Freude machen möchte. Welches Geschenk spendet wirklich Trost? Was ist angemessen? Und was geht gar nicht?
Aus den Gesprächen mit den Angehörigen weiß ich inzwischen ganz gut, was trauernde Menschen brauchen, um Kraft zu schöpfen. Daraus habe ich 5 Geschenkideen abgeleitet:
1. Ein Trauertagebuch: Gedanken festhalten und in Worte fassen
Anders als ein konventionelles Tagebuch hilft ein Trauertagebuch mit einfachen Fragen beim Aufschreiben der eigenen Gedanken und Gefühle. Die Seiten sind schön gestaltet und machen Lust aufs Blättern und Schreiben. Oft begleiten auch Anleitungen und Impulsgedanken die eigene Schreibreise, was gerade den Menschen hilft, die gar nicht so gerne schreiben. Das Trauertagebuch hält auch fest, wie sich der eigene Umgang mit der Trauer entwickelt, welche Tage “gut” waren und an welchen Tagen es besonders schwer war, mit der Trauer oder dem Verlust umzugehen.
2. Ein Gutschein: für gemeinsame Zeit
Ein persönlich gestalteter Gutschein ist immer eine gute Idee. Wichtig: es sollte ein Gutschein für gemeinsame Zeit sein. Denn genau das ist es, was trauernden Menschen besonders hilft: Begleitet werden, angehört werden, gesehen werden. Wichtig ist auch, dass das gemeinsame Erlebnis für die trauernde Person machbar bleibt, also beispielsweise ein Gutschein fürs gemeinsame Kochen zuhause oder für einmal Waldbaden mit anschließendem Kaffeetrinken und Plaudern oder für konkrete Hilfe im Haushalt (Einkaufen, Wäsche bügeln, Aufräumen etc.). Eine Einladung in den Freizeitpark, Konzerttickets oder eine Comedy-Veranstaltung können schwierig werden, denn für viele Trauernde ist der Druck zu hoch, wieder fröhlich sein zu müssen und die eigene Trauer verbergen zu müssen. Schlicht: wieder funktionieren zu müssen. Dabei fallen doch die kleinen Dinge des Alltags schon schwer genug. Das Leben geht zwar weiter, aber eben verändert und anders als vorher.
3. Ein Fotoalbum: Erinnerungen schenken
Mit einem selber gestalteten Fotoalbum – wirklich aus Papier zum Blättern – werden Erinnerung wieder klar und farbenfroh. Trauernden tut es unheimlich gut, über den Verlust zu sprechen und sich an gemeinsame Erlebnisse und schöne Momente zu erinnern. Das schafft ein Gefühl von Nähe und Verbundenheit zum Verstorbenen und kann viel Trost und Kraft spenden. Gemeinsam das Album zu durchblättern und gemeinsam über Vergangenes zu lachen – und vielleicht auch mal zu weinen – ist mit Sicherheit ein schönes und kostbares Geschenk.
4. Etwas Selbstgenähtes: aus Stoffresten mit Erinnerungen
Viele Menschen, die trauern, sehen sich nach dem verstorbenen Menschen, nach seiner Nähe und Verbundenheit. Eine sehr persönliche Geschenkidee ist, aus alten Kleidungsstücken – vielleicht ein T-Shirt oder eine alte Hose – des Verstorbenen etwas Neues zu nähen! Zum Beispiel eine Patchwork-Decke, die sich aus vielen unterschiedlichen Stoffresten und Stoffteilen zusammensetzt. Oder ein Kuscheltier mit Stoffelementen, die ganz persönliche Erinnerungen hervorrufen.
5. Ein Buch: mit Geschichten, die trösten
Es gibt wunderbare Bücher mit Erzählungen und kurzen Geschichten, die die Themen Trauer, Verlust und Schmerz aufgreifen – und ein wenig Zuversicht schenken. Die trauernde Person fühlt sich beim Lesen in ihrem Schmerz verstanden und bekommt das Gefühl: es ist vollkommen in Ordnung, dass ich traurig bin, dass ich weinen muss, dass ich mich verletzt fühle. Wichtig ist, dass die Geschichten auch immer einen Ausweg aufzeigen und dass die Erzählungen leicht verständlich geschrieben sind. Auch hier soll die trauernde Person nicht das Gefühl bekommen, dass sie schnell wieder funktionieren muss; im Gegenteil: es geht um das Anerkennen des Schmerzes.
Fazit
Bei allen Geschenken ist es wichtig, der trauernden Person nicht das Gefühl zu vermitteln: bitte sei wieder fröhlich oder es ist Zeit, abzuschließen. Ein schönes Geschenk lässt immer Raum für Trauer und Schmerz, und es schenkt Zuversicht und Hoffnung, wenn der oder die Beschenkte es zulässt.